Der Start des Transatlantik-Klassikers Route du Rhum - von der bretonischen Hafenstadt Saint Malo nach Guadeloupe - ist seit 40 Jahren zum ersten Mal verschoben worden. Auf Mittwoch. Eine schwere Sturmwarnung hätte gleich zum Start des Rennens für wahrscheinlich unzählige Havarien und zusätzliche Gefahren gesorgt. Für die 138 Skipper heisst es also erst einmal abwarten. Die Anspannung steigt.
Den Schweizern dürfte die Route du Rhum gänzlich unbekannt sein und wahrscheinlich auch vielen Seglerinnen und Seglern. In Frankreich lockt das Einhand-Rennen von Saint Malo nach Guadeloupe nicht selten bis zu 2 mio. Besucher vor Ort. Dies übersteigt sogar die Vendée Globe. Die Start-Verschiebung dürfte vielen Besuchern nun einen Strich durch die Rechnung machen. Man sollte aber die Segel-Verrückten Franzosen nicht unterschätzen. Rhum ist hier übrigens nicht im Sinne von Ruhm (öffentliches Ansehen) gemeint. Obwohl das Transatlantik Rennen (Regatta) selbstverständlich prestigeträchtig ist und sowohl in der Segler-Gemeinde als auch bei den Fans für Respekt und Ansehen sorgt. Beim Namen des Rennens ist tatsächlich das alkoholische Getränk Rum gemeint, das auf französisch «Rhum» geschrieben wird. Das Ziel Goudeloupe - ehemalige französische Kolonie - ist von je her bekannt für seinen Rum.
Gesegelt wird von Saint Malo aus, am südlichen Rand des Ärmelkanals hinunter Richtung Azoren und über den Atlantik nach Guadeloupe. Nonstop. Einhand (bedeutet alleine). Der Skipper und das Boot. Geht unterwegs etwas kapputt (was selbstverständlich ständig passiert) muss der Skipper alles selbst lösen. Reparaturen an Land? Pustekuchen. Landgang bedeutet Renn-Abbruch. Rund 3'542 Seemeilen oder 6'560 km. Ständige Fahrt unter Rennbedingungen. Tag und Nacht. Genau. Wie/wann schlafen die Skipper? Gute Frage. Ich kann mir das auch nicht wirklich vorstellen. Jeder Skipper hat da so seine Methoden. Mehr dazu in den nachfolgenden Artikeln.
Der Tropensturm «Martin» wäre 36 Std. nach dem Start direkt auf das Renn-Feld geprallt und hätte wohl für viel Kleinholz - und wahrscheinlich Schlimmeres - gesorgt. Mit Winden zwischen 40 - 50 Knoten (75 - 93 km/h) und heftigem Seegang. Das hätte vermutlich schwerwiegende Folgen gehabt. Der Punkt ist auch, dass die Skipper keine Möglichkeit gehabt hätten diesem Sturmtief - zu Beginn des Rennens - auszuweichen. Die Bedingungen dieses Regatta-Klassikers sind schon schwer genug und wären diesmal noch deutlich härter ausgefallen. Nur ein Bruchteil der Teilnehmer erreicht in der Regel überhaupt das Ziel. Eine Verschiebung des Renn-Starts hat es in der über 40-jährigen Geschichte dieses Solo-Klassikers noch nicht gegeben. Wir finden; gut gemacht Juri! Dazu braucht es Mut. Dies war bestimmt keine einfache Sache/Entscheidung. Chapeau!
Es starten 138 Skipper/Boote. Dieses Jahr mit dabei (Imoca Klasse) ist der Rapperswiler Oliver Heer. Kein Regatta-Neuling auf internationalem Parkett (ehemaliger Co-Skipper vom Hugo Boss Team des bekannten Alex Thomson, unten links im Bild) aber zum ersten Mal mit eigener Kampagne und eigenem Boot. Dieses Rennen ist für Oli - wie für viele an der Route du Rhum - Qualifikationsrennen für die Teilnahme an der Vendée Globe. Dem Mount Everest des Segel-Sports. Das Einhand-Rennen, alleine, nonstop um die Welt. Als OHOR Gold Club Member unterstützt die Lagoo Segelschule Oliver Heer mit einem bedeutenden finanziellen Beitrag. Wir sind damit praktisch immer live an Bord und berichten hier über spannende Hintergrundinformationen zum Rennen sowie der Kampagne von Oliver Heer.
Oliver Heer ist wahrscheinlich einzigartig unter den aufstrebenden IMOCA-Skippern, die in Kürze zu ihrer ersten Route du Rhum über den Atlantik nach Gadeloupe starten werden. Während viele seiner jungen Kollegen mit vielen Unbekannten ins Rennen gehen, hat der junge Schweizer aus Rapperswil als ehemaliger Co-Skipper von Alex Thomson bereits Zehntausende von Seemeilen auf IMOCAs hinter sich und verfügt über ein entsprechend umfangreiches technisches Wissen.
«Die Lagoo Segelschule ist stolz, dich (Oliver Heer) mit einem für uns als junges Unternehmen ansehnlichen Beitrag finanziell unterstützen zu können und wir werden dich supporten, wo wir nur können. Wir freuen uns riesig, mit dir zusammen eines der letzten grossen Abenteuer der Menschheit miterleben zu dürfen und wünschen dir von Herzen ein gutes Rennen! Forza Oli und hopp Schwiiz!!!» Ivano Celia, Instruktor & Geschäftsführer Lagoo Segelschule
Mehr zu Oliver Heer und seine Kampagne hier in diesem Blog.